Mit Blick auf ihren designierten Nachfolger in Rheinland-Pfalz sagte Dreyer, sie sei sich sicher, ihr Amt in die besten Hände zu geben. Schweitzer sei der richtige Mann in diesem Moment. Als mögliche Nachfolger waren neben Schweitzer auch Innenminister Michael Ebling (SPD) und die derzeitige Landtagsfraktionschefin Bätzing-Lichtenthäler, die nun SPD-Landeschefin wird, gehandelt worden. Zu Ebling sagte Dreyer am Mittwoch: "Jede Regierung braucht einen starken Innenminister, in dieser Zeit sowieso."
Schweitzer sprach vom Ende einer Ära. "Es sind sehr große Fußstapfen, in die ich trete", sagte der über zwei Meter große Pfälzer. Es gebe einen hervorragenden Koalitionsvertrag, den er weiter umsetzen wolle. Als andere Persönlichkeit werde er auch andere Akzente setzen. Er wolle auch nach 2026 mit der Ampel-Koalition weitermachen.
Der designierte Nachfolger Schweitzer sieht "Ende einer Ära"
Sein Nachfolger im Ministeramt steht noch nicht fest. Dafür sei es noch zu früh, sagte Schweitzer. Eine Kabinettsumbildung werde es nicht geben. Der Familienvater sagte mit Blick auf den Karrieresprung: "Meine Frau trägt es mit großer Fassung. Wir kennen uns seit Schulzeiten." Mit Bätzing-Lichtenthäler werde er gut zusammenarbeiten, er kenne sie bereits seit Juso-Zeiten.
Die Ankündigung Dreyers kommt anderthalb Wochen nach der Schlappe der Sozialdemokraten bei der Europawahl und den Kommunalwahlen in Rheinland-Pfalz. Die SPD war bei der Europawahl am 9. Juni im Land auf 17,5 Prozent abgesackt, ein Minus von 3,8 Prozentpunkten. Bei den zeitgleichen Kommunalwahlen büßten die Sozialdemokraten 2,4 Prozentpunkte ein und kamen landesweit auf 20,2 Prozent.
Dreyer betonte, dass die jüngsten Wahlergebnisse keine Rolle bei ihrer Entscheidung gespielt hätten. Die Ahrtalflut von 2021 nannte sie eine schmerzhafte Zäsur in ihrer Amtszeit, die Ihr Leben in eines davor und danach unterteilt habe. Schweitzer kündigte an, der Wiederaufbau im Ahrtal werde ein persönlicher Schwerpunkt seiner Amtszeit sein. Am meisten bedauere sie, dass es nicht gelungen sei, den Einfluss der Nicht-Demokraten stärker zu begrenzen, sagte Dreyer.
Politikwissenschaftler spricht von gutem Zeitpunkt
Schweitzer, bekennender Fan des 1. FC Kaiserslautern, hat nun die Möglichkeit, als bereits profilierter Regierungschef in die nächste Landtagswahl zu gehen, die turnusgemäß im Frühjahr 2026 sein wird. Politikwissenschaftler Uwe Jun bescheinigte Dreyer, knapp zwei Jahre vor dem Urnengang einen guten Zeitpunkt für den Rücktritt gewählt zu haben.
Dreyer ist seit 2013 Regierungschefin in Rheinland-Pfalz. In dem Amt folgte sie damals auf Kurt Beck, führte zunächst eine rot-grüne Landesregierung an und seit 2016 eine Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP, die - anders als die auf Bundesebene - weitgehend geräuschlos agiert. Auch Beck hatte Dreyer - überraschend - als seine Nachfolgerin vorgestellt - mehr als drei Jahre vor der Landtagswahl 2016. Damals wie heute blieb die Entscheidung über den Wechsel an der Spitze der Regierung bis kurz vor der Verkündung im inneren Kreis der SPD.