Fußball EM 2024
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Die Parade war insofern entscheidend, weil die DFB-Auswahl zu diesem Zeitpunkt bereits mit 1:0 führte. Nach einer Anfangsphase, in der Ungarn die Gastgeber spürbar mit der Intensität überraschte, hatte sich das deutsche Team nach zehn Minuten gefangen. Doch was sich da schon andeutete: Nagelsmanns Warnung vor der Körperlichkeit der Ungarn wendeten die deutschen Spieler ins Gegenteil. Schon früh setzte selbst Toni Kroos mit einem Zweikampf in Robert-Andrich-Manier ein Zeichen (8.). Selbst in der letzten Zone gingen die deutschen Spieler robust in die Zweikämpfe – was schließlich zum Erfolg führen sollte. Schon Kai Havertz hatte sich nach elf Minuten robust im Strafraum gegen Willi Orban durchgesetzt, den Ball aber nicht mehr kontrollieren können. Nochmals mehr Zweikampfhärte setzte Ilkay Gündogan ein, dessen Rempler gegen Orban nahe des Fünf-Meter-Raums gerade so legal war. Der DFB-Kapitän nutzte die Balleroberung, legte auf Jamal Musiala ab, der den Führungstreffer erzielte (22.). Die ungarischen Proteste brachten nichts – selbst der VAR sah keine Fehlentscheidung.
Der Treffer brachte Sicherheit: Deutschland hatte nun das Spiel unter Kontrolle, fand zur Dominanz zurück – allerdings ohne richtig große Chancen. Insgesamt ging die Führung zur Pause aber völlig in Ordnung. Doch darüber schwebte noch immer die deutsche Tradition der nicht gewonnenen zweiten Turnierspiele.
Damit war auch der Plan für die zweite Hälfte abgesteckt – das begeisterte Stuttgarter Publikum sollte feiern und die EM-Euphorie weiter angefeuert werden. Dafür war allerdings neues Personal nötig: Für die beiden eher blassen Havertz und Florian Wirtz brachte Nagelsmann früh in der zweiten Halbzeit mit Niclas Füllkrug und Leroy Sané zwei neue Spieler. Die beste Chance hatte allerdings Ungarn: Barnabas Varga hätte den Ausgleich per Kopf erzielen müssen (60.), bekam aber den Ball nicht mehr mit genug Druck aufs deutsche Tor.
Das Spiel hätte leicht kippen können, doch mit Gündogan hatte Deutschland einen Mann im Team, der ebenfalls die Diskussionen um seinen Startelf-Einsatz wie ein laues Lüftchen erscheinen ließ. Den zweiten deutschen Treffer erzielte der Kapitän selbst: Die beste deutsche Kombination im zweiten Abschnitt führte zur Entscheidung. Maximilian Mittelstädt legte für Gündogan auf, der zentral Maß nahm und traf.
Der Kapitän durfte zehn Minuten vor Spielende auch vom Feld – und erhielt vom Stuttgarter Publikum Standing Ovations, das sich mit Sprechchören über die Einwechselung von Deniz Undav freute. Es wäre wohl nur zu gut gewesen, wenn die drei der vier Stuttgarter Spieler, die in der Schlussphase auf bei ihrem „Heimspiel“ auf dem Platz standen, noch einen Treffer für Deutschland nachgelegt hätten. Das wäre mit etwas mehr Konsequenz sogar möglich gewesen.
Und ein dritter Treffer hätte wohl auch noch ganz andere Assoziationen geweckt: Als Deutschland 1996 Europameister wurde, gelang im zweiten Spiel ein 3:0-Erfolg gegen Russland. Das hochverdiente, wenn auch anfangs alles andere als souveräne 2:0 gegen Ungarn dürfte dennoch die EM-Euphorie weiter beflügeln. „Gefühlt wird es bei uns immer besser. Aber während es besser wird, muss man immer auch Schwierigkeiten überstehen, und das hat dieses Spiel heute gezeigt“, sagte Matchwinner Gündogan. Der Bundestrainer sprach von einem Reifeprozess: „Im November hätten wir dieses Spiel noch nicht gewonnen. In meiner bisherigen Amtszeit sind wir auch schon mal eingebrochen, heute hat die Mannschaft nicht immer geglänzt, aber du musst so ein Spiel auch mal bearbeiten“, sagte Nagelsmann.