Hinzu kam trotz Ronaldo-Euphorie, die Leipzig schon vor dem Anpfiff gepackt hatte, dass die Fans des vermeintlichen Außenseiters gefühlt in der Überzahl waren und meist pfiffen, sobald Ronaldo am Ball war. Doch viel kam von Schick und seinem Team erst mal nicht. Die Dreierabwehrkette der Portugiesen mit Rekord-Oldie Pepe hatte lange Zeit alles im Griff.
Ronaldo junior fiebert mit - im Deutschland-Trikot
Die Räume, die sich in der Offensive für die Portugiesen boten, weil die Tschechen Ronaldo nicht aus den Augen ließen, nutzten vor allem die hochkarätigen Spielaufbauer Bruno Fernandes von Manchester United und Bernardo Silva von Manchester City. Fernandes scheiterte in der 24. Minute mit einem Distanzschuss.
Entlastung bei den Tschechen? Fehlanzeige! Stattdessen zauberte nun Ronaldo ein bisschen. Sein Sohn Cristiano junior hatte sich tags zuvor schon an seinem Geburtstag in der saudi-arabischen Fußball-Wahlheimat des berühmten Papas ausgerechnet in einem Deutschland-Trikot auf den Auftritt seines Vaters eingestimmt.
Auch er dürfte gejubelt haben, als Ronaldo in der 32. Minute im Strafraum der Tschechen an den Ball kam, deren überragender Torwart Jindrich Stanek aber mit einem fantastischen Reflex die Führung des Favoriten verhinderte, der mit der blitzsauberen Bilanz von zehn Siegen in zehn Spielen durch die EM-Qualifikation marschiert war. Ronaldo per Hacke eine Minute später auf Vitinha, Ronaldo in der 45. Minute mit einem Linksschuss. Aber der Ball wollte nicht ins Tor. 73 Prozent Ballbesitz nutzten da auch nichts. Es wurde ein Geduldsspiel für den Titelfavoriten.
Schockstarre bei den Portugiesen-Fans
Auch nach der Pause. Immer wieder suchten sie Ronaldo, ein Kopfball (54.) wurde zur Ecke abgelenkt, bei einem weiteren kurz danach blieb es bei einem Versuch. Leichte Verzweiflung machte sich schon breit. Ein Freistoß in der 58. Minute - für seine Verhältnisse viel zu unplatziert. Er peitschte nach einer Stunde die eigenen Fans an, er trieb seine Mitspieler an. Und dann das: Die Portugiesen können den Ball bei einem der wenigen Angriffe nicht wegschlagen, er landet letztlich bei Provod, der Maß nimmt und aus 18 Metern die Tschechen-Fans in Ekstase und die Portugiesen-Anhänger in Schockstarre versetzt. "Das war ein großartiges Tor", sagte sogar der Portugiese Vitinha.
Erst Hranac erlöste sie aus dieser, nachdem er einem eigentlich schon abgewehrten Ball von Torwart Stanek nicht mehr ausweichen konnte und den Ball unfreiwillig über die Linie stupste. Portugal machte weiter Druck, Bernardo Silva probierte es mit viel Wucht, Stanek parierte. Und Diogo Jotas Kopfballtor kurz vor dem Ende zählte nicht, weil Ronaldo zuvor hauchzart im Abseits gestanden hatte. Besser machte es Francisco Conceição, der in der Nachspielzeit aus kurzer Distanz nach Pass von Pedro Neto den Siegtreffer erzielte.