Kulmbach Licht und Schatten auf dem Arbeitsmarkt

  Foto: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Die Agentur für Arbeit zählt zwar im April weniger Arbeitslose als noch im März. Doch das reicht noch nicht für eine echte Verbesserung.

 
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„Der regionale Arbeitsmarkt zeigt sich weiter stabil. Saisonübliche Bewegungen ließen die Zahl der Arbeitslosen im Agenturbezirk Bayreuth-Hof weiter sinken. Insbesondere gab es nochmals viele Wiedereinstellungen von Saisonbeschäftigten, daher vollzieht sich der Rückgang ausschließlich im Versicherungsbereich. Die Stellenzugänge nahmen moderat zu. Eine dynamische Frühjahrsbelebung bleibt damit aber weiter aus,“ fasst Sebastian Peine, Chef der Arbeitsagentur Bayreuth-Hof die aktuellen Entwicklungen auf dem regionalen Arbeitsmarkt zusammen. Bei 4,4 Prozent liegt die Arbeitslosenquote jetzt im gesamten Bereich der Arbeitsagentur, die für Hof, Bayreuth, Wunsiedel und Kulmbach zuständig ist. Kulmbach liegt mit 3,9 Prozent spürbar besser. Das darf aber nicht täuschen. Denn im Vergleich zum Vorjahresmonat ist in Kulmbach die Zahl der Arbeitslosen um 10,5 Prozent gestiegen, und auch die Arbeitslosenquote war im März 2023 mit 3,5 Prozent noch deutlich niedriger.

Unternehmen halten sich zurück

11 193 Arbeitslose waren im April im Agenturbezirk Bayreuth-Hof zu verzeichnen, heißt es im monatlichen Bericht der Agentur. Das sind 419 weniger als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahresmonat sind es 875 Arbeitslose mehr. Jahreszeitbedingt beendeten wieder mehr Menschen ihre Beschäftigungslosigkeit durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit, sogar mehr als im April 2023. Die Zugänge aus Beschäftigung gingen jedoch aktuell nicht zurück und liegen deutlich über dem Vorjahreswert. Mit knapp 20 Prozent kam der größte Teil der Neumeldungen im April aus Verkehrs- und Logistikberufen.

Trotz weiterhin hoher Arbeitskräftenachfrage ist Zurückhaltung bei Neueinstellungen und eine abwartende Haltung bei Einstellungsentscheidungen wahrzunehmen. Den Arbeitgeber-Services im Agenturbezirk Bayreuth-Hof wurden 1213 offene Stellen gemeldet, 71 mehr als im Vormonat. Im Vergleich zu April 2023 waren es 72 Stellen weniger. Besonders groß war die aktuelle Nachfrage aus dem Bereich sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen, insbesondere für die Arbeitnehmerüberlassung. Auch das Gesundheits- und Sozialwesen hatte großen Bedarf. Insgesamt gingen im ersten Jahresdrittel 4582 Meldungen für offene Stellen ein, 757 weniger als im Vorjahreszeitraum.

Auf dem Ausbildungsmarkt in der Region warten aktuell agenturweit noch 2431 Ausbildungsstellen auf Nachwuchs. 932 junge Menschen suchen nach einem Ausbildungsplatz. Auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen damit derzeit 45 Bewerber.

Leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit

Im Landkreis Kulmbach ist die Arbeitslosenzahl im April um 17 auf 1595, das sind 1,1 Prozent, zurückgegangen. Mit 3,9 Prozent hat sich die Arbeitslosenquote auf dem gleichen Wert gehalten wie im März.

Im Landkreis Kulmbach ging die Zahl der Arbeitslosen insgesamt nur leicht zurück, heißt es im Bericht der Agentur. Saisonüblich vollzog sich der Rückgang ausschließlich im Versicherungsbereich, während die Arbeitslosigkeit im Zuständigkeitsbereich des Jobcenters zunahm. 1595 Arbeitslose waren im April gemeldet, 17 Personen weniger als im Monat zuvor. Im Vergleich zu April 2023 waren es 152 mehr. Die Arbeitslosenquote lag zum dritten Mal in Folge bei 3,9 Prozent und damit 0,4 Prozentpunkte über dem Wert des Vorjahresmonats.

Saisonkräfte haben ihre Arbeit bei ihren früheren Arbeitgebern wieder aufgenommen. Einige wenige Personen wurden jedoch nicht zurückgerufen, sodass diese nun durch Vermittlungsbemühungen unterstützt werden, damit auch deren Arbeitslosigkeit zügig beendet werden kann. Es erfolgten Meldungen von Produktions- und Lagerhelfern, deren befristete Arbeitsverträge nicht verlängert oder deren Verträge in der Probezeit beendet wurden. Auffällig ist ein relativ hoher Anteil von gering qualifizierten EU-Bürgern, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Weiterhin haben sich junge Menschen gemeldet, die ihr Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis selbst gekündigt haben. Für deren Entscheidungen sind sehr individuelle Gründe maßgeblich,wird berichtet. Genannt werden nicht selten eine unausgewogene Work-Live-Balance, schlechtes Betriebsklima, geringe Bezahlung und fehlende persönliche Wertschätzung. Festzustellen ist, dass der Bedarf an Beratungen zu Fragen der beruflichen Weiterbildung stark angestiegen ist, informiert die Arbeitsagentur.

Frühjahrsbelebung bleibt aus

149 neue Meldungen für offene Stellen gingen ein, 18 weniger als im Vormonat und 69 weniger als im April 2023. Insgesamt betrachtet sei die aus den Vorjahren bekannte Frühjahrsbelebung nicht wahrnehmbar. Auch die Fachkräftenachfrage zeige sich verhaltener. Handwerkliche Fach- und erfahrene Hilfskräfte werden hauptsächlich von mittelständischen inhabergeführten Betrieben eingestellt.

Gesucht sind Maschinen- und Anlagenführer, Elektroniker, Anlagenmechaniker Sanitär-/Heizung-/Klimatechnik. Die Nachfrage der großen Betriebe beschränkt sich aktuell auf die Schließung von Lücken, die zum Beispiel durch Elternzeit, Ruhestand oder Langzeiterkrankungen entstehen. Gute Einstellungschancen haben Fachkräfte aus dem Lebensmittelhandwerk. Weiterhin gesucht sind Berufskraft- und Auslieferungsfahrer. Ebenfalls gefragt sind medizinische Fachkräfte aller Art und Angehörige sozialer Berufe. 352 gemeldete Ausbildungsplätze sind im Landkreis noch zu besetzen. 131 Bewerber gibt es aktuell, die sich für eine Ausbildungsstelle im Herbst interessieren. red

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