Stolzer Kapitän
Zum Turnierauftakt gegen Kroatien (3:0) durfte sich Morata aber feiern lassen. Nach seinem insgesamt siebten EM-Treffer liegt er in der Torschützenliste gemeinsam mit dem Engländer Alan Shearer und dem Franzosen Antoine Griezmann auf Rang drei hinter Frankreichs Michel Platini (9) und Portugals Superstar Cristiano Ronaldo (14). Mit großem Stolz trägt Morata inzwischen die Kapitänsbinde im Team von Trainer Luis de la Fuente.
"Ich habe hart kämpfen müssen, um dahin zu kommen, wo ich heute bin", sagte der Angreifer. Auch bei der EM 2016 (0:2 im Achtelfinale) war Spanien mit Morata gegen Italien rausgeflogen. "Ich weiß also, wie stark sie sind, vor allem wenn es darauf ankommt, das ist in ihrer DNA. Aber ich bin mir sicher, dass sie auch nicht gerne gegen Spanien antreten werden", erklärte Morata.
Respekt bei Juve, Geringschätzung in Madrid
"Álvaro Morata, der geliebte Feind", titelte "Tuttosport" vor dem Gruppengipfel der beiden großen Fußball-Nationen. Italiens heutiger Teammanager Gianluigi Buffon, der mit dem Mittelstürmer lange bei Juve zusammengespielt hatte, lobte ihn als "großartigen Spieler".
Bei Juve sei er übrigens immer gut behandelt worden, sagte Morata. Der Vertrag des 74-maligen Nationalspielers (36 Tore) in Madrid läuft noch bis 2026. "Im letzten Sommer wäre es einfach gewesen, von Atlético wegzugehen. Ich hatte finanziell bessere Angebote von großen Clubs, aber ich habe die Illusion, mit Atletico Erfolg zu haben", sagte er zu seiner Zukunft. "Wenn ich sehe, dass Atlético acht Stürmer verpflichten will, sehe ich, dass ich keine Priorität genieße im Verein. Ich kann nicht hier bleiben, wenn ich nicht spiele."
Im Nationalteam muss Morata derzeit nicht um seinen Stammplatz fürchten. Während Italiens Chefcoach Luciano Spalletti eine Nummer 9 sucht, der eingebürgerte Argentinier Mateo Retegui zuletzt nicht überzeugte und Gianluca Scamacca von Atalanta Bergamo beim 2:1 gegen Albanien weitgehend harmlos blieb, hat Spanien immer noch den ewigen Morata.
Gewagter Vergleich
Der vermisst im Land der Superclubs Real Madrid und FC Barcelona generell die Unterstützung für die Auswahl. "Es gibt viele Spanier, die möchten, dass die Selección schlecht abschneidet. So etwas passiert in anderen Ländern nicht", kritisierte er im Interview. Er werde aber nicht groß klagen, sagte Morata, der nach der EM möglicherweise seine Karriere in Spaniens Auswahl beendet, und holte bei einem Vergleich ganz weit aus: "Nicht einmal Jesus mögen alle, da kann man nichts machen. Es gibt Menschen, die sagen, dass er existiert, andere sagen, dass nicht."