„Und das ist es, was uns diese Welt überwinden lässt: unser Glaube“, aus dem 1. Brief des Johannes, Kapitel 5, Vers 4c in der Übersetzung der Zürcher Bibel. Noch vor wenigen Wochen habe ich innerlich mit dem Kopf geschüttelt, wenn mir jemand sagte: „Frau Pfarrerin, wissen Sie, ich schaue schon gar keine Nachrichten mehr; das bringt mich nur nach unten.“ Inzwischen habe ich mich selbst dabei erwischt, als ich merkte, dass ich in der Frankenpost gleich zum Lokalteil blätterte und dann feststellte, dass ich schon ganze drei Tage keine Tagesschau gesehen hatte. Ja, ich war richtig müde, müde von den schrecklichen Nachrichten; müde von den hemdsärmeligen Hilfen aus der Politik und der Überzeugung, dass zwar gespart werden muss, aber gefälligst immer nur auf  Kosten der anderen: ich bin traurig über den mangelnden Mut von Landes- und Lokalpolitikern, eindeutig Partei zu ergreifen, weil sie es sich vor den Landtagswahlen nicht mit der einen oder der anderen Wählergruppe verscherzen wollen. Und dann merkte ich, dass ich gar nicht mehr so richtig auf dem Laufenden war über die allgemeine Nachrichtenlage. Gut finde ich das nicht, dass ich die Augen verschlossen habe. Ein langes und ehrliches Gebet hat mir wieder Kraft gegeben. Ja, diese Welt ist schlecht und wenn ich sehe, wer wem an den Kragen will, dann beschleicht mich auch das Gefühl, dass die Welt auch hier schlecht werden kann… „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ So schreibt es ein Mann namens Johannes vor fast 2000 Jahren. Und auch heute noch stehen Christinnen und Christen manchmal im Ruf, etwas weltfremd zu sein.  Ich bin überzeugt davon,  dass es sich genau umgekehrt verhält: Diese Welt ist unvollkommen und sie wird es immer bleiben. Wir können es besser machen, aber niemals wird es perfekt. Christen wissen, dass nach der Welt etwas anderes kommt: eine andere, eine viel bessere Welt und eine Gerechtigkeit, die wir hier auf dieser Welt nie erleben werden. Diese Erkenntnis gibt Kraft, dennoch hinzuschauen, und zu schauen, was jede und jeder Einzelne in der Verantwortung vor Gott tun kann (und auch, wo die Grenzen liegen). Wer genau hinschaut, sieht auch, mit wem er sich zusammenschließt und mit wem eben nicht. Wer im Bewusstsein der anderen Welt genau hinschaut, ist das genaue Gegenteil von naiv. Der geht wacher durchs Leben. Perfekt ist hier auf der Welt nichts, aber ich spüre, dass es noch eine Welt gibt. In diesem Bewusstsein dieser anderen Welt können Menschen ganz schön viel aushalten. Ja, ich habe Angst. Ich habe aber auch Begleitung durch Jesus Christus und der gibt mir Mut.