Abschied mit Wiedersehen Abschied aus dem Stadtrat nach 28 Jahren

Bücher türmen sich bei Angela Burger nicht nur im Wohnzimmer: Stücke über den Landkreis und die Region liest die scheidende Stadträtin , wenn sie denn mal Zeit dazu hat, am liebsten. Foto: kata

Weil sie sich mehr Zeit für Familie und Freunde wünscht, scheidet Stadträtin Angela Burger aus dem Gremium aus. Das heißt aber lange nicht, dass sie der Waldershofer Kommunalpolitik gänzlich den Rücken kehrt...

 
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„Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann muss das auch passieren“, sagt Angela Burger lachend, während sie in ihrem Wohnzimmer bei einer Tasse Kaffee auf ihre knapp 30-jährige Mitgliedschaft im Waldershofer Stadtrat zurückblickt. Ihr starkes Durchsetzungsvermögen ist wohl in erster Linie ein Ergebnis ihres Berufs als Gesellin im Schreiner- und Treppenbauhandwerk, den sie im Betrieb, den ihr Urgroßvater 1902 eröffnet hatte, jahrzehntelang ausgeführt hat. „Es ist nun einmal ein Männerberuf. Da musste ich mich als Mädchen des Öfteren beweisen. Meine Gesellenprüfung habe ich gemeinsam mit 90 Jungen abgelegt. Aber das fand ich genauso super.“

Mehr Zufall als Vorsatz

Was ihr trotz aller Entscheidungskraft nicht ganz so leicht fällt, ist der Rückzug aus dem Waldershofer Stadtrat, den sie seit 1996 und am heutigen Donnerstagabend zum letzten Mal beiwohnt. Dabei war der Eintritt in das kommunalpolitische Gremium, an dessen Spitze bei Angela Burgers Eintritt Bürgermeister Hubert Kellner stand, nie wirklich geplant: „Ich war schon immer sehr interessiert daran, was um mich herum und dementsprechend auch in meiner Heimatstadt passiert und habe gerne mit angepackt und Dinge vorangebracht“, verrät die 68-Jährige. Ausschlaggebend für ihre Aufstellung auf der Kandidatenliste der Waldershofer CSU aber war ein befreundeter Stadtrat, der in Angela Burger die richtige Frau für das Amt sah. In der Stadt war Angela Burger zu diesem Zeitpunkt – vor allem wegen ihres Berufs – schon lange keine Unbekannte mehr, auch weil sie 1994 die Einführung des Waldershofer Weihnachtsmarktes initiiert hatte. „Damals ging es los mit einer Glühweinbude im Hof des alten Rathauses. Im Folgejahr wurde der Markt dann schon größer aufgezogen“, erinnert sie sich. Der damalige Bürgermeister Manfred Heider war so begeistert von Angela Burgers Engagement, dass er ihr eine Danksagung schrieb, die heute an einer Schranktüre in ihrer Wohnung angebracht ist. „In schlechten Zeiten lese ich sie gerne mal und dann geht es mir in aller Regel wieder besser“, verrät die Waldershoferin schmunzelnd.

Mehr Zeit für Familie – allen voran für die vier Enkelkinder Katharina, Theresa, Xaver und Antonia – und Freunde seien ausschlaggebenden für Angela Burgers Entscheidung, das Gremium nun zu verlassen. „Gesundheitliche Gründen spielen ebenfalls eine Rolle“, erklärt die engagierte Bürgerin, ergänzt aber sofort: „Natürlich ist es mir auch weiterhin wichtig, dass meine Stadt vorankommt. Stillsitzen ist mir schon immer schwer gefallen.“

Ehrenämter als Geben und Nehmen

Dass es sich bei dieser Ankündigung um kein leeres Versprechen handelt, lassen die zahlreichen Ehrenämter, die Angela Burger aktuell innehat, erahnen. Zu nennen sind die Mitgliedschaft im katholischen Frauenbund Waldershof, in der Frauen-Union Waldershof, die Parteimitgliedschaft in der CSU Waldershof mit stellvertretendem Vorsitz, die Ämter als stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende, Ehrenvorsitzende in der Kreis-Frauen-Union Tirschenreuth und seit einem viertel Jahrhundert als Beisitzerin im CSU-Bezirk Oberpfalz. Auf Letzteres ist Angela Burger besonders stolz: „Es freut mich, dass ich immer wieder gewählt wurde und das, obwohl Waldershof in einem Randbereich der Oberpfalz liegt.“

So viele ehrenamtliche Tätigkeiten würden übrigens nicht nur einfordern: „Natürlich steckt man viel zurück, aber gleichzeitig kann man seinen Horizont unglaublich erweitern, erfährt viel Hintergrundwissen und kann dementsprechend ganz anders argumentieren, diskutieren und als Vertreterin der Bürgerinnen und Bürger letztlich auch Entscheidungen treffen. Die vielen Mosaiksteinchen, die ich in den verschiedenen Ämter gesammelt habe, zusammenzubringen und überall mitzumischen und Menschen für Ideen begeistern zu können, hat mir immer gut gefallen.“ Kein Wunder also, dass die Waldershofer ihrer scheidenden Stadträtin allem voran Volksnähe zuschreiben.

Beruf und Hobby vereint

Auch beruflich hat sich Angela Burger, nachdem sie eine Holzharzallergie bekommen und die Tätigkeit im Familienbetrieb aufgeben musste, zuletzt der Politik verschrieben. „Ich war für kurze Zeit in der Altenpflege tätig, bis ich 2002 in den Kreistag gewählt wurde und Hobby und Beruf als Sekretärin und Büroleiterin von Abgeordneten Herbert Rubenbauer vereinen konnte.“

Auch wenn Angela Burger nun den Stadtrat verlässt, sind ihre politischen Spuren in ihrer Heimatstadt stets präsent. Nicht nur das Dinner in Weiß, dessen Ausrichtung 2022 erstmals durch sie in die Wege geleitet wurde, ein Dokumentationszentrum, das in das geplante Kulturhaus im ehemaligen Rio-Gebäude einziehen soll , die Sanierungen des Kindergartens und der Grundschule sowie sämtliche infrastrukturelle Projekte wie die Umgehungsstraße, die sie mit angestoßen hat, stellen die Weichen für eine blühende Zukunft der Stadt Waldershof.

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