So gab man das Kesselhaus schweren Herzens auf. Die Idee für die neue Location kam von Manuel Thieroff, der im Rathaus als Gebäudemanager arbeitet. Er bot dem Verein das Stockwerk mit Loftcharakter an, das seit zirka einem Jahr leer steht. Doch auch hier wissen die Guerilleros, dass es ein Domizil auf Zeit ist. "Sobald sich ein neuer Mieter findet, müssen wir ausziehen", erklärt Baumann.
Eigentlich passt so ein Provisorium zur Grundidee und zum Namen des Vereins. Die Mitglieder wollen Orte "besetzen", die sonst vergessen sind, und sie für einen Abend ins Rampenlicht rücken. Die Helmbrechtser Guerilla-Taktik lautet: flexibel, mobil, unabhängig und immer für eine Überraschung gut. So hat es sich der Verein bei seiner Gründung 2015 zum Ziel gesetzt. Die Motivation: das Nachtleben mit ausgefallenen Ideen bereichern.
Nur: Das wird immer schwerer, wissen Baumann und Albrecht. Die Auflagen erfordern mehr und mehr Man-Power. Selbst in ihrem neuen Domizil müssen sie noch etliches umbauen, bis hier am 17. November der erste Abend steigen darf: Die Fluchttreppe braucht eine Platte, damit niemand durchrutscht, die Fenster bekommen Schallschutz, die beleuchteten Notausgang-Schilder separate Stromanschlüsse und so weiter. Für Veranstaltungen mit Gastronomie sind die Auflagen strenger. Also braucht es eine Vielzahl an Helfern. Der Verein zählt aktuell 71 Mitglieder, doch nicht alle packen mit an, wenn ein Abend ansteht. "Und die, die es machen, wollen nicht immer hinterm Tresen stehen, sondern auch mal davor", weiß Albrecht. So tendiert der Verein immer mehr zu Open-Air-Veranstaltungen, obwohl es in der Stadt viele leere Objekte gäbe, die man gerne besetzen würde.
Doch jetzt steht zunächst die Feuertaufe im Schärwerk an. Am 17. November wollen die Guerilleros hier feiern und die Chance nutzen, die der neue Raum bietet. Schließlich passen bis zu 300 Leute in die Säulenhalle. So lassen sich große Konzerte realisieren, die im Kesselhaus unmöglich wären. "Wir wollen nach vorne schauen und das Beste daraus machen", erklären die Mitglieder.
Und mit großen Events hat der junge Verein spätestens seit der Travestie-Show im April Erfahrung. Sollten die Guerilleros trotzdem den urigen Kneipen-Charme eines Kesselhauses vermissen, haben Baumann und Albrecht bereits Ideen: "Vielleicht lässt sich die Säulenhalle mit einem Vorhang abtrennen."