Vorträge in Hof „Blut klebt an diesen Bodenschätzen“

Erzabbau im Kongo. Foto: picture alliance / Jürgen Bätz/dpa/Jürgen Bätz

Der Verbrauch von Ressourcen ist auch in Deutschland viel zu hoch. Was hat das mit dem Klima und dem Kongo zu tun? Damit hat sich ein Themenabend in Hof befasst.

 
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Der „Earth Overshoot Day“ ist der Tag, an dem die Ressourcen des Jahres überschritten werden – von diesem Tag an lebt die Gesellschaft für den Rest des Jahres auf Kosten der nachfolgenden Generationen. Eine Statistik gibt genau Auskunft, an welchem Tag jedes Land, jede Nation diesen Tag erreicht. Damit hat sich nun ein Themenabend befasst, zu dem die Hofer Gruppe von Fridays For Future, die Ökologische Bildungsstätte Hohenberg und die Hofer Stadtbücherei eingeladen hatten. Dr. Stefan Holzheu von der Universität Bayreuth stellte Forschungsergebnisse zur CO2-Belastung vor; Carsten Möller erläuterte die Zusammenhänge zwischen den kriegerischen Auseinandersetzungen und dem Abbau von „Blut-Coltan“ im Kongo und der Energiewende in den westlichen Ländern. Beide Wissenschaftler engagieren sich in Bayreuth bei den „Scientists For Future“.

„Der Overshoot-Day für Deutschland war schon im Januar,“ betonte Holzheu. „Die Folgen der Menge an CO2, die die Menschheit seit der Industrialisierung ausstößt, wird unseren Planeten in einem Ausmaß verändern, das wir heute kaum begreifen können, obwohl wir alles vorhersagen können.“ Die Regierungen vieler Nationen hätten das verstanden. „Regenerative Energieerzeugung ist wahrnehmbar auf dem Vormarsch.“ Doch für viele CO2-Emittenten gebe es noch keinen Ersatz, zum Beispiel beim Flugverkehr. Holzheu stellte dar, wie sich „Normalität verschiebt“: „Klimaphänomene verändern sich in unvorstellbarem Ausmaß. Was bisher vielleicht alle hundert oder in tausend Jahren einmal vorkam, ist jetzt immer häufiger zu beobachten: mehr Wind, mehr Waldbrände, mehr Hochwasserkatastrophen, Veränderungen der Meerestemperaturen – mit der Folge der Auflösung der Eisschilde und dem Ansteigen des Meeresspiegels.“

Carsten Möllers Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Politische Geografie und Mobilitätsforschung. Er nahm seine Zuhörerinnen und Zuhörer mit in die Mitte von Afrika, in den Kongo. Die Probleme dieses landschaftlich wunderschönen Landes, die politischen, wirtschaftlichen und menschenrechtsrelevanten Aspekte seien ungemein komplex – doch sie stünden in engem Zusammenhang mit dem Bestreben der westlichen Länder, die Energiewende voranzutreiben, erklärte Möller. Der Kongo lebe zum großen Teil vom Abbau seiner Bodenschätze, die ihm westliche Länder abkaufen, zum Beispiel Coltan, ein Metall, das notwendig ist für Smartphones und Elektrogeräte. Der Abbau geschehe im Wesentlichen unter unmenschlichen Bedingungen und zu Löhnen, „von denen die Menschen in den Abnehmerstaaten nicht einen einzigen Tag überleben könnten. Blut klebt an den Bodenschätzen.“ Daher der Begriff „Blut-Coltan“.

Die folgende Diskussion zeigte eine Hoffnung auf: Die Wissenschaft kümmere sich seit Jahrzehnten um die Schaffung neuer technischer Möglichkeiten zur Speicherung von Energie, das geschehe auch intensiv in Nordbayern. Klimaschutz beinhalte auch die Pflicht, Ländern wie dem Kongo zu helfen, um die von den reichen Nationen mitverantworteten Schaden zu begrenzen.

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