Hunderttausende Kilometer Glasfaser verlegt
Vor allem die Deutsche Telekom kommt als Vermieter von Leerrohr-Kapazitäten in Betracht. Binnen neun Jahren hat der Konzern nach eigenen Angaben rund 400.000 Kilometer Glasfaser verlegt. "Wir haben Milliarden ausgegeben, um beim Thema Glasfaser Tempo zu machen, und Vodafone hat sich zurückgelehnt und kaum etwas in sein Netz investiert", sagt Wolfgang Kopf, Chef der Regulierungsabteilung der Telekom. "Und jetzt wollen sie zu einem Spottpreis in unsere Röhren kommen und damit unsere Investitionen teilweise entwerten." Die Telekom sei nicht die Caritas für Missmanagement bei Vodafone.
Vodafone pocht darauf, dass die Telekom nur eine moderate Miete verlangen dürfe. Vodafone-Managerin Richter sagt mit Blick auf die baldige Entscheidung der Netzagentur: "Wir brauchen die richtigen Leitplanken, damit Deutschland beim Glasfaser-Ausbau vom Mittelmaß in die Spitzengruppe aufschließen kann." Nach Richters Darstellung fordert die Telekom für eine bestimmte Rohrkategorie pro Jahr und pro Meter eine Miete von knapp fünf Euro und damit das Zwölffache des in anderen EU-Staaten üblichen Leerrohr-Nutzungspreises.
Diese Beispielrechnung löst bei der Telekom Unverständnis aus. "Der Preis muss zu den jeweiligen Investitionen passen", sagt Telekom-Vertreter Kopf. Der Vergleich mit einem EU-Staat wie Spanien hinke gewaltig, schließlich seien die Gegebenheiten dort ganz anders. An einem Haushalt in Deutschland "Fiber to the Home" (FTTH) zu verlegen koste zwischen 1000 und 1500 Euro, in Spanien hingegen nur 200 bis 400 Euro.
Bremst die Telekom den Glasfaser-Ausbau?
Vodafone moniert, dass sich hohe Leerrohr-Mietpreise negativ auswirken würden auf den Glasfaser-Ausbau insgesamt in Deutschland. Denn sollte sich die Bundesnetzagentur der Haltung der Telekom anschließen und hohe Preise festlegen, dann würde das nur dem Bonner Konzern nützen, sagt Vodafone-Managerin Richter. "Aber das schadet Digital-Deutschland, denn das bremst den Bau von Glasfaser und belästigt die Bürger mit teils unnötigen Baustellen auf Bürgersteigen und Straßen."
Die Logik hinter so einer Argumentation: Weil die Telekom zu viel Geld verlange, müssten Wettbewerber doch selbst buddeln und eigene Rohre verlegen, obwohl in der Straße schon Telekom-Leerrohre liegen. Dann fehlten die Bagger anderswo, wo noch gar kein Glasfaser-Festnetz verfügbar ist und es dort doch eigentlich viel dringender gebraucht würde.
Andere Firmen halten sich zurück
Auffällig ist, dass andere Firmen, die ebenfalls im Glasfaser-Ausbau engagiert sind, sich nicht der Vodafone-Kritik anschließen wollen. Der Branchenverband VATM, in dem sich Telekom-Wettbewerber zusammengeschlossen haben, argumentiert zwar ähnlich wie Vodafone und äußert ebenfalls scharfe Kritik an der Telekom. Doch einheitlich ist die Meinungslage keineswegs unter den Konkurrenten von Magenta. Das Thema sei "aufgebauscht" von Vodafone, heißt es von einem Branchenvertreter, der namentlich nicht genannt werden will. Ein Vertreter eines anderen Unternehmens äußert sich zurückhaltend.
Diese Haltung lässt sich damit erklären, dass ein niedriger Zugangspreis zwar zunächst gut wäre für Vodafone, auf längere Sicht aber schlecht sein könnte für andere Firmen, die selbst Leerrohre haben und um deren Wert fürchten müssten: In einem nächsten Schritt könnte nicht nur die Telekom, sondern generell die Branche zur Öffnung ihrer Rohre verpflichtet werden. Dann würden sich Investitionen gar nicht mehr lohnen, wenn der Konkurrent sich billig einmieten kann, sagt einer der Unternehmensvertreter. "Es würde niemand mehr Rohre verlegen wollen - niedrige Mietpreise würden sich als Bärendienst erweisen für den Glasfaser-Ausbau in Deutschland."