Bald in Selb Havel grüßt mit dem Peace-Zeichen

Dieses Modell des Havel-Denkmals präsentierte der Künstler Wolfgang Stefan am Mittwoch in der Stadtratssitzung. Foto: /Andreas Godawa

Der Selber Stadtrat ist begeistert von einem Entwurf des Künstlers Wolfgang Stefan. Die etwa zwei Meter große Figur soll auf dem Quartiersplatz am Selber Bahnhof stehen und an das Wirken des tschechischen Menschenrechtlers und Politikers erinnern.

 
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Den Václav-Havel-Platz in Selb wird ein Standbild des berühmten tschechischen Menschenrechtlers und Politikers zieren. Nachdem der Stadtrat bereits im Februar beschlossen hatte, den neuen Quartiersplatz auf dem Bahnhofsgelände nach Havel zu benennen, fiel am Mittwoch einstimmig der weitergehende Beschluss: Der Selber Steinbildhauer Wolfgang Stefan wird eine Skulptur schaffen, die an das Wirken des überzeugten Demokraten und Europäers erinnert. Den Entwurf, den Stefan bei der Sitzung in der Bohner-Schule präsentierte, erntete Lob und Beifall.

Lob vom OB

Schon vor der Präsentation lobte Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch den Entwurf und sprach von einer großen künstlerischen Leistung.

Wolfgang Stefan sagte, er sei ein großer Bewunderer des 2011 verstorbenen Havel und schätze sein großes Engagement für Demokratie und Menschenrechte, sowohl in der damaligen Tschechoslowakei als auch später als Präsident der Tschechischen Republik. Der Bürgerrechtler und Essayist Havel habe sich immer für seine Ideale eingesetzt und gehörte zu den Initiatoren der Bürgerrechtsbewegung „Charta 77“. Seinen Überzeugungen habe er auch trotz Verhaftung und Repressalien nicht abgeschworen.

Rede in Prag

Für das Standbild habe er sich von einer Szene aus dem Jahr 1989 während der „Samtenen Revolution“ inspirieren lassen. Damals hatte Havel nach seiner Entlassung aus der Haft von einem Balkon am Wenzelsplatz in Prag aus eine viel umjubelte Rede gehalten und dabei eben auch Zeige- und Mittelfinger zum Peace-Zeichen erhoben. Diesen Moment habe er festhalten wollen, sagte Stefan.

Die Figur ist leicht nach vorne geneigt, eben wie Havel damals zum Volk hin, und steht an einer Balkonbrüstung. Die Figur will Stefan, der auch an der Steinfachschule Wunsiedel unterrichtet, aus Wunsiedler Marmor herstellen – wenn möglich aus einem Stück. Die Statue wird etwa zwei Meter groß werden.

Zitat Havels

Vor dem Standbild soll zudem eine Platte aus Kösseine-Granit in den Boden eingelassen werden. Die Inschrift bildet ein Zitat Havels: „Der Nachteil der Demokratie ist, dass sie denjenigen, die es ehrlich mit ihr meinen, die Hände bindet. Aber denen, die es nicht ehrlich meinen, ermöglicht sie fast alles.“ Für den Künstler ist das ein tolles Statement für jeden Demokraten. Die Hand mit dem Peace-Zeichen will der Künstler aus bruchsicherem Aluminium formen und in Regenbogenfarben bemalen.

Wo genau das Denkmal stehen soll, ist laut Stefan noch nicht sicher, dies werde man noch zusammen mit den beauftragten Planern und der Stadt klären.

Weltoffene Stadt

Oberbürgermeister Pötsch dankte Stefan für den Entwurf, dessen Entstehung man habe begleiten können. Pötzsch nannte das Denkmal sehr ausdrucksvoll und passend für die souveräne und weltoffene Stadt Selb. Die Stadträte quittierten dies mit Beifall.

Auch Kai Hammerschmidt (SPD) äußerte sich sehr begeistert. Das Kunstwerk verbinde mehrere Aspekte und Botschaften, sowohl was die Haptik, die Optik als auch die Aussage betreffe.

Wolfgang Kreil schloss sich dieser Aussage im Namen der CSU-Fraktion an. Angesichts der Erläuterungen des Künstlers „gefällt es uns jetzt sogar noch besser.“

Zustimmung kam auch von den Aktiven Bürgern: Klaus von Stetten sagte, seine Fraktion habe keine Zweifel, dass dies die richtige Idee und das richtige Objekt vom richtigen Künstler sei. Erwin Benker (Freie Wähler Selb) lobte die gute Arbeit und das „super Objekt“. Es bleibe zu hoffen, dass das Denkmal von Vandalismus verschont bleibe.

Hoffen auf milden Winter

Über das weitere Vorgehen beriet der Stadtrat anschließend in nichtöffentlicher Sitzung. Allerdings fragte OB Pötzsch den Künstler, ob die Figur bis zur Eröffnung der Bayerisch-tschechischen Freundschaftswochen im Mai 2023 fertig und installiert sein könnte. Wolfgang Stefan, der sich für das Vertrauen bedankte, sagte, das hänge davon ab, ob er das Material bekomme und noch im Herbst beginnen könne. Da er im Freien arbeite, werde er im Winter wohl nicht durcharbeiten können. „Dann hoffen wir auf einen milden Winter“, schloss Oberbürgermeister Pötzsch die Beratung.

Die Idee, den Quartiersplatz nach Václav Havel zu benennen, geht auf eine Anregung des Sudetendeutschen Rates und dessen Präsidiumsmitglied Albrecht Schläger zurück. Der Rat hatte sich in einem Appell an die Städte und Gemeinden in Deutschland gewandt, das Lebenswerk Havels durch Namensgebung zu würdigen.

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